Manchmal beginnt eine Leidenschaft mit einem einzigen Moment – einem Bild, einer Begegnung oder einfach diesem Gefühl, dass da draußen etwas Neues auf dich wartet.
Bei mir war es eher eine Kette von Zufällen – und der Satz: „Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich meist eine andere.“ Genau so hat das Wingfoilen seinen Weg zu mir gefunden.
Ursprünglich komme ich vom Surfen. Auch wenn meine Skills noch (sehr) ausbaufähig sind 😅 – meine Begeisterung fürs Wellenreiten ist riesig. Doch in Deutschland lebt es sich für Surfer nicht gerade einfach. Die meisten guten Swells sind weit weg, und an der von Berlin aus näheren Ostsee kommen sie eher selten vor – und dann ist Timing oft entscheidend. Mit Beginn der Pandemie war sowieso erstmal Schluss: keine Reisen, kein Meer, kein Surf.


Also besorgte ich mir ein Surfskateboard, um zumindest ein kleines Stück vom Surf-Feeling zurückzuholen. Auch Longboarden half mir, die Lücke ein wenig zu füllen.
Eines Tages war ich mit einem Freund an einem windigen Tag auf dem Longboard unterwegs. Er meinte lachend: „Jetzt bräuchte man nur noch einen Kite!“
Da erinnerte ich mich an ein Teil, das ich mal auf einem Flyer des Shops gesehen hatte, bei dem ich mein Surfskate gekauft hatte. Es sah aus wie ein Mix aus Kite und Segel – aber ohne Leinen oder Mast, direkt zum Festhalten gedacht. Ein „Wing“. Der Gedanke, mich mit so einem Wing über den Asphalt ziehen zu lassen, ließ mich nicht mehr los. Und mit dem Tempelhofer Feld in Berlin gab’s auch den perfekten Spot zum Ausprobieren.

Am nächsten Tag erzählte ich einem Kollegen von meiner Idee. Seine Antwort: „Alter, die Dinger sind eigentlich fürs Wasser!“ Das musste ich sofort nachschauen 😅. Auf YouTube fand ich bereits einige Videos über das damals noch relativ neue Wingfoilen – und schon nach den ersten Clips war mir klar: Das will ich unbedingt machen!

Wingfoilen schien die perfekte Ergänzung zum Surfen zu sein. Man braucht keinen ordentlichen Swell, kann aber auch Wellen surfen bzw. foilen, wenn man möchte – sogar mitten auf dem Meer, lange bevor sie brechen. Durch das Foil, eine spezielle Finne, die wie ein Flugzeug konzipiert ist und auch so funktioniert, wird das Board beim Foilen über das Wasser gehoben. Dadurch nutzt man die Wellenenergie effektiver und hat kaum Drag, weil man mit dem Board kein Wasser mehr "wegschiebt". So braucht man auch weniger Wind und Platz – perfekt, wenn man landlocked ist! Selbst auf Seen mitten in Deutschland entsteht so beim Wingfoilen ein besonderes Surf-Feeling, das sich anfühlt, als würde man übers Wasser fliegen - und im Prinzip macht man auch genau das.

Viele Seen, von denen ich früher nie gedacht hätte, dass sie mal gute Surfspots wären, sind es jetzt. Seen haben zudem den Vorteil, dass sie in vielen Teilen Deutschlands schneller erreichbar sind als die Küste – und meist etwas sicherer, zum Beispiel ohne starke Strömungen. Das Meer dagegen lockt weiterhin mit oft konstanteren, kräftigeren Winden, Wellen, dem Duft von Salz in der Luft – und diesem Gefühl, da draußen auf dem Meer alle Sorgen weit hinter sich zu lassen. Wobei das auch schon auf einem See ganz gut klappt – wenn man einmal im Foilflow ist.
Zuerst startete ich aber an Land – erst mit dem Longboard, dann mit dem Surfskate. Schon dabei hatte ich riesigen Spaß und lernte, den Wing zu kontrollieren. Doch eines war klar: Das Abenteuer auf dem Wasser würde kommen …

Wie meine ersten Sessions auf dem Wasser wirklich liefen – davon erzähle ich im nächsten Beitrag: Vom Wackeln zum Fliegen – meine ersten Schritte.